von Kirsten Nitz, Kita „zum lustigen Bärenvölkchen“ in Bärenklau
6.15 Uhr – Ich öffne das Tor zum Kita-Parkplatz. Ich beeile mich. Noch bevor die Kinder kommen, habe ich die anderen Eingangstüren aufzuschließen, überall das einladende Licht einzuschalten und in den Gruppenräumen zum Lüften die Fenster zu öffnen. Das Lüften steht in Corona-Zeiten ganz oben auf unserer Kita-Hygiene-to-do-Liste. Dann noch schnell Tee kochen, im Frühdienstraum Stühle runterstellen und die Lichterketten einstöpseln. Es soll doch für die Kinder gemütlich sein.
Und da sind sie schon. Manche stürmen am frühen Morgen in die Kita, andere werden liebevoll von ihren Eltern hineingetragen. Ich schicke erst einmal ein aufmunterndes „Guten Morgen“ zu den Ankömmlingen in die Garderobe und ziehe meinen Mund-Nasen-Schutz an. Den habe ich jetzt immer an der Frau. Auch die Eltern tragen in unseren engen Fluren einen Mund-Nasen-Schutz. Vor ein paar Monaten war das noch keine Selbstverständlichkeit, sondern eher ein Anlass zur Diskussion bei pädagogischen Fachkräften und Eltern. Heute nutzen wir die Tür-und Angelgespräche lieber für aufmunternde Dialoge, das hilft gemeinsam, diese Corona- Ausnahmezeit zu meistern.
Wenn mich jemand fragt, was sich in Corona-Zeiten im Kita Alltag verändert hat, fallen mir spontan die anfänglich wöchentlichen Belehrungen über die Änderungen zum Hygienekonzept ein und die damit verbundenen sich ständig ändernden Informationen für Eltern. Die vorherrschende große Unsicherheit war immer wieder Thema in Teamgesprächen. Und unsere Ratlosigkeit, wenn Eltern von uns verbindliche Auskünfte erwarteten.
Sicher war sich das Team darin, dass ein Abstandhalten mit Kindern illusorisch und sogar unmenschlich sei. Natürlich schütze ich mich trotzdem. Trage konsequent meinen Mund-Nasen-Schutz, wenn ich mit Erwachsenen in Kontakt gehe, wasche mir oft die Hände und greife beherzter zur Handdesinfektion.
Was Corona mir auch brachte, ist ein tiefes Gefühl von Verbundenheit, mit meinen Kolleginnen, den Kindern und deren Eltern. Das spiegelt sich für mich, jeden Tag aufs Neue, in dem wertschätzenden Miteinander wider.
Und was heißt Corona für die Kinder und mich noch?
Viel Lüften, auch wenn die Fenster nur teilweise geöffnet werden dürfen, viel mehr Zeit im Freien, viele Spaziergänge, leider keine Ausflüge, Feste und Theaterbesuche. Einschränkung der Selbstständigkeit, beispielsweise dürfen die Kinder sich nicht mehr ihr Essen selbst auf die Teller füllen. Und immer wieder Händewaschen und zwischen den Erwachsenen Abstand halten. Möglichst lange mit den Kindern in ihren Stammgruppen bleiben, auch wenn das Team durch Urlaub und Krankheit ausgedünnt ist. Und das Allerwichtigste: Gemeinsam spielen, lernen und Spaß haben.
Und manchmal, wenn wieder einmal ein Kind in den Raum niest und hustet, weil es noch nicht die Niesetikette umsetzen kann, oder wenn ich von Corona-Fällen aus Schulen und Kitas höre, kommt auch bei mir Verunsicherung und Sorge auf – frage ich mich dann: „Was wäre wenn…?“
Aber viel Zeit bleibt zum Glück nicht für Grübeleien. „Kommst Du mit?“ oder „Spielst Du mit mir?“ -diese Aufforderungen reichen, um die Sorgen zu vertreiben. Und das ist auch gut so.